Treppen ölen oder lackieren? Der ultimative Vergleich für Ihre Holztreppe
Wussten Sie, dass eine durchschnittliche Holztreppe täglich über 100 Mal betreten wird? Die richtige Oberflächenbehandlung ist daher entscheidend für die Langlebigkeit und Optik Ihrer Treppe! In diesem ausführlichen Ratgeber vergleichen wir die beiden beliebtesten Methoden – Ölen und Lackieren. Als erfahrene Tischlermeister haben wir schon hunderte Treppen veredelt und teilen unser Fachwissen mit Ihnen.
Die Eigenschaften geölter Treppen im Detail
Eine geölte Holztreppe ist wie ein gut gepflegtes Musikinstrument – sie wird mit der Zeit immer charaktervoller. Das natürliche Öl dringt tief in die Holzporen ein und schafft eine robuste, aber dennoch atmungsaktive Oberfläche. Besonders bei hochwertigen Holzarten wie Eiche oder Buche, die oft bei modernen Kragarmtreppen verwendet werden, kommt die natürliche Maserung durch die Ölbehandlung besonders eindrucksvoll zur Geltung
Im Gegensatz zu lackierten Oberflächen kann das Holz weiterhin “atmen” und Feuchtigkeit aufnehmen und abgeben. Das ist besonders in Häusern mit schwankender Luftfeuchtigkeit von Vorteil. Die offenporige Struktur verhindert außerdem die Bildung von störenden Wasserrändern, wie sie bei lackierten Treppen häufig entstehen können.
Ein weiterer großer Pluspunkt geölter Treppen ist die einfache Ausbesserung von Kratzern oder anderen Gebrauchsspuren. Kleinere Schäden lassen sich meist durch gezieltes Nachölen der betroffenen Stelle beheben. Das macht die Pflege zwar regelmäßiger notwendig, aber dafür deutlich unkomplizierter als bei lackierten Treppen.
Bei der Wahl des richtigen Öls haben Sie verschiedene Möglichkeiten: Naturöle wie Leinöl bieten einen besonders authentischen Look, während Hartwachsöle einen etwas höheren Schutz gewährleisten. Für stark frequentierte Treppen empfiehlt sich die Verwendung von speziellen 2-Komponenten-Ölen, die eine besonders strapazierfähige Oberfläche erzeugen.
Vorteile und Nachteile lackierter Treppen
Eine lackierte Treppe ist wie ein gut geschneiderter Anzug – sie bietet maximalen Schutz bei gleichzeitig elegantem Erscheinungsbild. Der aufgetragene Lack bildet einen geschlossenen Film auf der Holzoberfläche und schützt diese zuverlässig vor äußeren Einflüssen wie Feuchtigkeit, Schmutz und mechanischer Beanspruchung.
Die versiegelte Oberfläche ist besonders pflegeleicht und lässt sich mit einem feuchten Tuch schnell und gründlich reinigen. Gerade in Haushalten mit Kindern oder Haustieren kann dies ein entscheidender Vorteil sein. Auch die Rutschfestigkeit lässt sich durch spezielle Zusätze im Lack optimal an Ihre Bedürfnisse anpassen.
Bei der Farbgestaltung bietet eine Lackierung die größtmögliche Flexibilität. Von transparent über lasierend bis hin zu volldeckend sind alle Varianten möglich. Auch beim Glanzgrad haben Sie die Wahl zwischen matt, seidenmatt oder hochglänzend. Moderne Treppenlacke sind dabei so hochwertig, dass sie die Holzstruktur nicht “plastisch” erscheinen lassen, sondern eine natürliche Optik bewahren.
Allerdings hat die geschlossene Lackschicht auch ihre Tücken: Beschädigungen lassen sich nicht so einfach ausbessern wie bei geölten Treppen. Oft muss die komplette Stufe abgeschliffen und neu lackiert werden, um ein einheitliches Erscheinungsbild zu gewährleisten. Auch ist die Renovierung aufwendiger, da die alte Lackschicht komplett entfernt werden muss.
Die Verarbeitung im Detail
Die richtige Verarbeitungstechnik ist der Schlüssel zum Erfolg, egal ob Sie sich fürs Ölen oder Lackieren entscheiden – besonders bei Materialkombinationen wie bei einer Stahlwangentreppe. Bei beiden Methoden ist die gründliche Vorbereitung das A und O. Zunächst muss die Treppe komplett abgeschliffen werden – ein Arbeitsschritt, den viele unterschätzen. Mit einer Körnung von 80 beginnen Sie die Grundbearbeitung, arbeiten sich über 120er bis zur Feinkörnung von 180 hoch.
Beim Ölen gestaltet sich die Verarbeitung vergleichsweise einfach: Das Öl wird gleichmäßig mit einem fusselfreien Baumwolltuch oder einer Rolle aufgetragen. Ein Profi-Tipp aus der Praxis: Tragen Sie das Öl in Holzfaserrichtung auf und arbeiten Sie nicht zu großflächig, damit das Öl nicht zu schnell anzieht. Nach etwa 15-20 Minuten Einwirkzeit wird überschüssiges Öl mit einem sauberen Tuch abgenommen – ein oft vergessener, aber wichtiger Schritt!
Die Lackierung erfordert mehr Fingerspitzengefühl und Erfahrung. Der erste Auftrag erfolgt meist mit einem Grundierlack, der tief ins Holz eindringt. Nach der Trocknung und einem Zwischenschliff mit 240er Körnung folgen zwei bis drei Schichten des Decklacks. Dabei gilt: Lieber mehrere dünne Schichten als eine dicke! Zwischen den einzelnen Lackschichten muss jeweils leicht angeschliffen werden – ein zeitaufwendiger Prozess, der sich aber in der Qualität des Endergebnisses zeigt.
Eine besondere Herausforderung stellen die Stufenkanten dar. Hier empfiehlt sich bei beiden Methoden eine besonders sorgfältige Verarbeitung, da diese Bereiche der höchsten Belastung ausgesetzt sind. Bei geölten Treppen können Sie an den Kanten ruhig etwas großzügiger arbeiten – das Öl zieht ein und bildet keine störenden Randverläufe. Bei der Lackierung hingegen ist hier besondere Vorsicht geboten: Zu viel Material führt zu unschönen Lacknasen.
Auch die Trocknungszeiten unterscheiden sich deutlich: Während eine geölte Treppe meist nach 24-48 Stunden wieder voll belastbar ist, müssen Sie bei einer lackierten Treppe mit mindestens 3-4 Tagen rechnen. Ein praktischer Tipp für beide Varianten: Behandeln Sie zunächst nur jede zweite Stufe. So bleibt die Treppe zumindest eingeschränkt nutzbar – besonders wichtig in Häusern ohne zweiten Aufgang.
Praktische Pflegetipps für beide Varianten
Der wichtigste Tipp vorweg: Nutzen Sie Ihre Treppe am besten mit Hausschuhen oder barfuß. Straßenschuhe können mit ihren harten Sohlen und eingetretenem Split oder kleinen Steinchen schnell zu unschönen Kratzern führen. Ein Schuhregal am Treppenaufgang ist daher keine schlechte Investition! Besonders bei Regenwetter oder Schnee schützt dieser simple Trick Ihre Treppe vor zusätzlicher Belastung.
Die tägliche Reinigung gestaltet sich denkbar einfach: Lockeren Schmutz mit einem weichen Besen oder Staubsauger entfernen und bei Bedarf feucht (nicht nass!) nachwischen. Verwenden Sie dabei nur leicht angefeuchtete Tücher oder Mops – stehendes Wasser ist der größte Feind jeder Holztreppe.
Bei stärkeren Verschmutzungen greifen Sie am besten zu pflanzlicher Seife oder speziellen Reinigungsmitteln, die für geölte Holzböden geeignet sind. Diese reinigen schonend und greifen die Oberfläche nicht an. Vermeiden Sie unbedingt aggressive Haushaltsreiniger oder gar Scheuermittel – diese können die schützende Oberfläche beschädigen und zu unschönen Flecken führen.
Wird die Treppe regelmäßig mit Straßenschuhen betreten, kann das Anbringen von Teppichbelägen auf den Stufen eine praktische Lösung sein. Diese schützen die Holzoberfläche vor übermäßigem Verschleiß. In öffentlichen Gebäuden oder stark frequentierten Bereichen empfiehlt sich hingegen die Verwendung von speziellem, industriellem Treppenlack mit besonders hoher Abriebfestigkeit.
Fazit
Die Entscheidung zwischen geölten und lackierten Treppenstufen hängt von Ihren individuellen Bedürfnissen ab. Berücksichtigen Sie dabei Faktoren wie Nutzungsintensität, gewünschten Pflegeaufwand und ästhetische Vorlieben. Lassen Sie sich von einem Fachmann beraten, um die optimale Lösung für Ihre Treppe zu finden!